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Berichte/Artikel
 

Im April 2011 testete ich als Handicap Autorin, den Veranstalter Sunbird Tours mit seinem extra für Rollstuhlfahrer umgebauten Minibus bei einer geführten Rundreise durch Namibia.

Da die Reiseroute durch Jahrhundertregenfälle geändert werden musste, konnten im April Teile von Namibia nicht befahren werden. Eine nochmalige Reise nach Namibia war somit unumgänglich. Leider besteht im Moment noch keine Möglichkeit, einen Mietwagen umgebaut für Rollstuhlfahrer zu buchen. Jedoch kann man als Beifahrer und mit einem Transfer mit Rutschbrett auf den Beifahrersitz eine Tour im normalen PKW unternehmen. Der KIA Sportage erwies sich durch seine Geländetauglichkeit und angenehmes Sitzen als perfektes Transportmittel.

Die Planung der Reiseroute incl. seiner Unterkünfte und die Vermittlung des Mietwagens wurde auch diesmal von Sunbird Tours vorgenommen. Die Tour führte von der Hauptstadt Windhoek als Ausgangspunkt über den Rand der Kalahari Wüste zum Fish River Canyon. Ein Besuch der Geisterstadt „Kolmanskuppe“ und die Hafenstadt Lüderitz waren eine weitere Etappe. Über die berühmten Sanddünen von Sossusvlei ging es weiter Richtung Norden bis hin zum Etosha Nationalpark. Abgerundet wurde die Reise durch die unsagbar schöne Tier- und Naturwelt von Namibia.



Zur Ankunft in Windhoek wurden wir von Sunbird Tours abgeholt und zur Mietwagen Firma gebracht. Nach einem Einkauf der wichtigsten Lebensmittel und Getränke ging es bei Sonnenschein und angenehmen Temperaturen von 25 Grad los in Richtung Süden bis an den westlichen Rand der Kalahari. Die Straßen sind, sobald man Windhoek verläßt, sehr wenig befahren und von sehr guter Beschaffenheit. Bereits früh am Nachmittag war unser erstes Tagesziel, die Kalahari Anib Lodge, erreicht.

Kalahari Anib Lodge

Inmitten der roten Dünen der Kalahari im Osten Namibias, erscheint die Kalahari Anib Lodge wie eine grüne Oase. Das Restaurant und die Bungalows gruppieren sich um einen schattigen Innenhof mit großem Schwimmbecken. Unser Bungalow war mit einer Rampe versehen und hatte einen geräumigen Schlafraum mit Bad mit einer Dusche, die jedoch mit einer Schwelle versehen war.

Schlafen     

Bereits im Voraus für uns gebucht, war eine Rundfahrt zum Sonnenuntergang durch den Gondwana Kalahari Park. Auf dieser konnten wir die ersten Tiere Namibias, wie Antilopen, Giraffen und Zebras bewundern. Die abendliche Safari auf dem Gelände stimmte uns hervorragend auf die vor uns liegende Rundreise ein. Die Landschaft aus roten Dünen und gelber Steppe wurde gleich zu einem unvergesslichen Erlebnis.

Während unserer nächsten Etappe zum Naukluft Gebirge, machten wir einen Abstecher zum „Quivertree Forest“ dem Köcherbaumwald. Dieser ist ein beliebtes Motiv für Fotografen. Hier wachsen ca. 300 Exemplare der prähistorischen Aloe Dichotoma auf absolut kargem und steinigem Boden. Dieser Wald, sowie der benachbarte „Giants Playground“ sind jedoch für Rollstuhlfahrer nur aus dem PKW zu besichtigen. Es ist aber möglich, bis an die Naturschauspiele direkt zu fahren und zu parken. Der „Giants Playground“ (Spielplatz der Riesen) bietet ein faszinierendes Bild von unsagbar großen Steinen der Dolorit Felsbrocken, die wie aufgetürmt und das Werk eines Riesen aussehen.

          

Zu Beginn des Gebietes vom Gondwana Canon Park verließen wir die asphaltierte Straße und fuhren auf Schotterpisten weiter. Diese sind mit bis zu 80 km/h befahrbar und in gutem Zustand. Allerdings sollte man immer aufmerksam fahren und gefasst auf Bodenwellen und teilweise sandige Stücke sein.

          

Unsere nächste Unterkunft, das Canon Roadhouse, war erreicht. Und wieder wurden wir auf neuerliche Weise beeindruckt. In der sehr kargen Landschaft genießt das Canon Roadhouse mit seiner liebevollen Dekoration beinahe Kultstatus. Im Erlebnis-Restaurant mit Bar und Terrasse wird die gute alte Zeit des Automobils zelebriert. Inmitten liebevoll arrangierter Karosserien wird das Essen serviert. Nur 23 km vom Fish-River Canyon entfernt bietet das Roadhouse den idealen Ausgangspunkt für einen Besuch. Auch hier haben wir ein behindertenfreundliches Zimmer erhalten. Lediglich die Stufe um in das Zimmer zu gelangen, stellte ein Hindernis dar.

Der Fish-River schlängelt sich gigantische 160 km durch den Canyon und gehört zu den eindrucksvollsten Naturschönheiten des südlichen Teils Namibias. Das Aussichtsplateau ist auch für Rollstuhlfahrer gut erreichbar. Dazu kann man noch mit dem PKW mehr als 20 km entlang der Schlucht fahren und immer wieder spektakuläre Aussichten genießen. Da jedoch im Süden Namibias die Mittagshitze bis zu 35 Grad beträgt, ist ein frühzeitiges Besichtigen ratsam. Das Informations-Center im Roadhouse rundet den gelungenen Ausflug ab.

Unsere nächste Unterkunft, das Desert Horse Inn von „Klein Aus Vista“ ist wie die Kalahari Anib Lodge Teil der Gondwana Kollektion und befindet sich auf dem Weg nach Lüderitz und in der Nähe des Aussichtspunktes der Wildherdepferde von Garub in der Nähe von dem Ort Aus. Auf der eigenen Terrasse oder dem Balkon vom Restaurant konnte man hervorragend den Sonnenuntergang genießen.

Aus

Das Hauptgebäude befinde sich an einem Berg und bietet einen fantastischen Ausblick über die weite Ebene.

Aus

Auch hier sind wir bei den Inhabern auf großes Interesse gestoßen, die Unterkunft so gut wie möglich für Rollstuhlfahrer zugänglich zu machen. Für die Zukunft geplante Umbauarbeiten sollen dahingehend ausgeführt werden und ich hoffe, mit meinen Tips eine gute Basis dafür geschaffen zu haben. Da die Zimmer allesamt geräumig sind, besteht der Umbau lediglich im Zugang zu den Unterkünften und einer Anpassung der Sanitäreinrichtungen.

  

Das Desert Horse Inn befindet sich an der Straße nach Lüderitz und Kolmanskuppe, beide Attraktionen sollten unser nächstes Ausflugsziel sein. Die Geisterstadt, wie sie auch genannt wird, kann in Eigenregie, oder mit Führung besucht werden. Jedoch ist sie durch den Sand für Rollstuhlfahrer nicht befahrbar. In Kolmanskuppe wurden Anfang des 20. Jahrhundert obererdig Diamanten gefunden. Dadurch entstand eine Stadt mit Villen, Theater, Kegelbahn,

Bäckerei und sogar einem Krankenhaus. Nach dem das Deutsche Reich die letzten Minenanteile 1924 verkauft hatte, verfiel die Stadt und die Wüste eroberte sie wieder zurück.

          

Lüderitz war stets ein etwas verschlafener und beinahe skurriler Ort an der Atlantikküste im Süden der Namib Wüste gelegen. Die Entstehung geht bis auf 1488 zurück, als der Seefahrer Diaz als erster Europäer, dort landete. Heute besteht die Stadt aus adretten und hellen Häusern im Kolonialstil, wobei der Atlantik durch seine Temperatur keines Falls zum Baden einlädt.

          

Auf dem Rückweg nach Aus machten wir in Garub einen Zwischenstop, der für seine Wildpferdeherde berühmt ist. Diese besteht aus etwa 150 Tieren und ist von einem Aussichtspunkt über einem Wasserloch gut zu besichtigen. Immer wieder tauchen einige Pferde aus der Ferne auf und begeben sich zu der Wasserstelle. Die beste Zeit die Wildpferde zu sehen ist am frühen Nachmittag.

Aus 

Es wird vermutet, dass die Pferde Überreste der deutschen Schutztruppe waren und sich über die Jahrzehnte hinweg der Natur angepasst haben.

Wüse

So langsam näherte sich unsere Reise der Hauptattraktion Namibias – den Sanddünen von Sossusvlei.
Auf Empfehlung von dem Inhaber des Desert Horse Inn fuhren wir nicht den kürzesten Weg dahin, sondern nahmen einen kleinen Umweg in Kauf. Dafür wurden wir aber von Naturschauspielen mit verschiedensten Bergformationen und Farben belohnt. Hier konnte man auch bereits die Anfänge der berühmten Dünen genießen.

Die Sossusvlei Lodge befindet sich am Eingang zum Sossusvlei. Dieses landschaftliche Highlight inmitten der Namib Wüste ist eine von mächtigen roten Sanddünen umschlossene Lehmsenke. Die Dünen erreichen eine Höhe bis zu 300 Meter und gehören damit zu den höchsten der Welt. Wenn man das Glück hat diese nach heftigen Regenfällen zu besuchen, kann man dazu noch einen flachen See in der Lehmsenke bewundern.

          

Bis in das Vlei fährt man 60 km, jedoch die berühmteste Düne – die Düne Nr. 45 – ist schon nach 45 km erreicht. Auch hier kann man mit dem PKW direkt bis an die Düne fahren, sodass auch ich Bewunderer dieser spektakulären Natur werden konnte. Die beste Tageszeit dazu ist sehr früh morgens, zum Sonnenaufgang. Dann sind die Farben der Dünen am schönsten.

          

Unsere Unterkunft hier war die Sossusvlei Lodge, direkt am Eingang zum Sossusvlei Naturpark gelegen. Diese besteht zu den Hauptgebäuden aus geräumigen, sehr stilvoll eingerichteten Hauszelten, mit gemauerten Unterbau und Sanitärbereich. Zwei der Zelte sind behindertengerecht eingerichtet und haben die nötige Ausstattung dafür.

             

Von der Terrasse des Restaurants oder vor dem Zelt kann man den typisch afrikanischen Sternenhimmel bewundern. Für mich persönlich war der Besuch der Sanddünen ein weiteres großes Highlight auf unserer Reise.

Auf den nächsten Etappen hatten wir das Glück, die sehr persönlich geführten Unterkünfte Barchan Dune Retreat und Onduruquea Guestfarm kennenzulernen. Herausragend hier ist die liebevolle Betreuung der Gäste. Es wird auch hier ein großes Augenmerk auf die Ausstattung für Rollstuhlfahrer gelegt. Die in den Berg gebauten Chalets auf Barchan Dune bieten einen schönen Ausblick über das Tal der Farm.

          

Von dem extra für Rollstuhlfahrer ausgestatten Luxuszelt auf Onduruquea kann man beobachten, wie die freilebenden Tiere zum Trinken an das Wasserloch kommen. Auch hier sind noch Arbeiten geplant, um die Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer zu Verbessern.

         

Natürlich freuten wir uns schon sehr auf einen weiteren Besuch des Etosha Nationalparks und dem Beobachten der zahlreichen Tierwelt. Immer wieder kann man neue Abenteuer erleben. Im April hatten wir das Glück einen sehr selten so nah kommenden Leoparden zu sehen. Dieses Mal konnten wir über den Verlauf der 3 Tage einen Schakal beim Töten einer Puffoter, einen Löwen in naher Distanz, sowiedie vielen Zebras, Antilopenarten und Giraffen beobachten.

         

Das absolute Highlight war das Glück 2 Elefanten an einem Wasserloch zu sehen, die dann jedoch direkt auf dem Weg spaziert sind und uns beinahe ein rechtzeitiges Passieren des Parktores verwehrt hätten.

          

Der Park ist von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang geöffnet und es ist zur eigenen Sicherheit verboten sich bei Dunkelheit darin aufzuhalten. Unsere Taleni Etosha Lodge befand sich 2 km vor dem Eingang und bot damit auch hier ein perfekte Lage für unsere Vorhaben.

Strauß

Erdhörnchen

Zebras

Die Lodge besteht aus Chalets (Zelte auf Stelzen) die eine Außendusche haben.
Das behindertengerechte Zelt hat eine Rampe als Zugang und ist nah an dem Restaurant gelegen.
Das Restaurant ist wie ein Kraal gebaut und bietet hier seinen Gästen das Essen unter freiem Himmel an.

Zelt

Schlafen

Duschen

Wir haben unsere Beobachtungsfahrten auf sehr früh morgens und den späten Nachmittag aufgeteilt. Die Mittagshitze bei Teilweise 37 Grad fanden nicht nur die Tiere unangenehm und so gönnten wir uns dann eine Pause. Den Etosha Nationalpark darf man komplett mit dem PKW auf den vorgesehenen Wegen befahren und nur an ausgewiesenen Stellen parken und aussteigen. Perfekt für Rollstuhlfahrer konnte ich auch hier die Tage genießen.

So langsam steuerten wir wieder Windhoek an. Jedoch war unser letzter größerer Stop auf Erindi, die Old Traders Lodge, eine sensationelle Unterkunft. Das Reservat ist 70.000 Hektar groß und bietet zu den unzähligen frei lebenden Tierarten auch eine Forschungs- und Rehabilitationsstation für Leoparden. In herrlicher Landschaft gelegen, mit optimalen Wildbeobachtungsfahrten hat die Lodge Afrika-Feeling pur.

          

Unser im afrikanischen Stil ausgestatteter Bungalow bot einen direkten Blick auf ein Wasserloch, so dass wir vom Bett aus Antilopen, Warzenschweine, Paviane und in der Nacht sogar eine Giraffe sehen konnten.

          

Als absolutes Highlight kann man von der Terrasse des Restaurants aus, den unterhalb künstlich angelegten See betrachten. Hier leben unzählige Krokodile, Flusspferde und die freilebenden Tiere von Erindi kommen zum Trinken.

          

Jeden Abend bot sich uns ein anderes Schauspiel. Zwei Elefantenbullen die um die Herrschaft kämpfen, oder ein Nashorn, das von einem Elefantenbullen den Weg zum Wasserloch versperrt bekommt. Bequemer geht es bald nicht mehr, um die Tierwelt bewundern zu können, was wiederum für mich perfekt war.

          

Allerdings sind die geführten Safaris auf Erindi unentbehrlich, da man hier noch mehr Tiere zu sehen bekommt. Immer wieder kamen wir ganz nah an Löwen heran, und konnten auch unter anderem eine Hyänenfamilie und Gnus im Kampf gegen Wildhunde beobachten.

       

Oft begegneten wir den Elefanten, die sich mit ihrem Verhalten viel Respekt verschafften. Die Führer kennen die Tiere gut und wissen genau, wie sie sich zu verhalten haben, um die Gäste sicher durch das Gelände zu fahren.

          


Die Lodge hat auch 2 speziell für Rollstuhlfahrer ausgestattete Zimmer, wobei auch die normalen Zimmer mit einer modernen befahrbaren Dusche ausgestattet sind.

Dusche Erindi Bad

Zimmer

Aber auch diese Zeit war irgendwann zu Ende und unsere letzte Nacht auf der Airport Guestfarm in der Nähe des Flughafens stand uns bevor. Die Unterkunft ist perfekt in seiner Nähe zum Flughafen. Nachdem wir unseren treuen Gefährten, den Kia Sportage, wieder abgegeben hatten, verbrachten wir einen schönen Abend in Gesellschaft der Inhaber Janet und Uwe Trümper. Auch hier sind wir wieder auf ein großes Interesse für einen Umbau von Zimmern für Rollstuhlfahrer ausgestattet gestoßen. In nur 10 Fahrminuten ist man am Flughafen und umgeht somit viel Streß vor der Abreise. Wir haben sogar noch unseren eigenen Flieger landen sehen, bevor wir losgefahren sind.

Derzeit ist die Unterkunft aber bereits mit der Überwindung von einiger Stufen schon gut zu nutzen. Das wir an unserem letzten Abend noch einmal ein hervorragendes Essen und eine sehr nette Gesellschaft genießen konnten, machte uns den Abschied nicht leichter.

Schweren Herzens hieß es am nächsten Morgen von Namibia und seiner Natur- und Tierwelt Abschied nehmen.

Ich bedanke mich für die sehr gute Organisation unserer Reise und würde mich freuen, vielen Lesern die Angst vor einer Reise nach Namibia genommen zu haben.

Bei der Planung wurde auch auf die Länge der Tagesetappen geachtet, die bei Schwierigkeiten wie einen Reifenschaden oder wetterbedingte Verzögerungen, noch genügend Spielraum bot, die nächste Unterkunft rechtzeitig zu erreichen.

Herauszuheben sind in Namibia die hervorragenden Speisen, vor allem die Qualität des Wildfleisches.
Jede Lodge ist versucht, ihre Gäste mit gutem Essen zu verwöhnen. Das Abendessen rundete immer wieder einen Tag mit spektakulären Erlebnissen und Naturschauspielen ab.

Wir haben auf unserer Rundreise viele Menschen kennengelernt, die nicht selten schon das fünfte Mal in Namibia waren und auch uns hat das Afrika Fieber gepackt.