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Berichte/Artikel
Reisebericht Kreuzfahrt mit der Costa Luminosa 29. Mai – 03. Juni 2009
Um meinen lang gehegten Traum, eine Kreuzfahrt zu unternehmen, in Erfüllung gehen zu lassen, habe ich bereits vor einem Jahr begonnen, Recherchen zur behindertengerechten Ausstattung der verschiedenen Schiffe zu machen.
Nach langer Suche habe ich entdeckt, dass das neue Schiff von Costa Cruises, die Costa Luminosa, nicht nur behindertengerechte Außenkabinen, sondern auch behindertengerechte Außenkabinen mit Balkon hat. Das Schiff wurde erst im Mai 2009 eingeweiht und entspricht daher dem neuesten Standard.
Mein Gedanke vor der Buchung der Reise war, wenn ich schon eine kostspielige Kreuzfahrt unternehme, dann möchte ich ungern auf den Luxus verzichten, eine Kabine mit eigenem Balkon zu haben. Hier ist der Aufpreis zu einer Außenkabine mit Fenster von ca. 150,00 Euro pro Person. Allerdings sind die Fenster nicht zu öffnen.
Am 29. Mai war es endlich so weit und wir, meine Freundin und ich, sind nach Eigenanreise im Hafen von Venedig angekommen, um unsere lang ersehnte Kreuzfahrt in Angriff zu nehmen. Unsere Reiseroute ging von Venedig aus über Bari, Katokolon, Malta, Tunis bis nach Civitavecchia (Rom).

Costa Luminosa
Das sehr höfliche Personal von Costa hat uns vor dem Terminal in Empfang genommen und bei der Erledigung der Formalitäten sowie dem Transport auf das Schiff bis in die Kabine geholfen. Die Koffer wurden separat am Terminal abgegeben und direkt in die Kabine gebracht.
Kabine
Bad
Dusche
Die behindertengerechte Außenkabine mit Balkon sowie das gesamte Schiff ist absolut rollstuhlgerecht. Lediglich bei den Landgängen sowie beim Austritt auf das oberste Deck benötigt man Hilfe. Das hilfsbereite Personal ist sofort zur Stelle, spricht allerdings vorwiegend Englisch und Italienisch. Wir nahmen die Gelegenheit wahr und hörten uns einen Vortrag über alles Wissenswerte rund um die Kreuzfahrt der deutschen Reiseleitung von Costa Cruises an.

Da wir auf keinen Fall die Ausfahrt vom Hafen und mitten durch Venedig verpassen wollten, begaben wir uns anschließend schnell auf das oberste Deck 11. Zu unserem Glück kämpfte sich gerade die Sonne durch und Venedig erstrahlte im Sonnenlicht. Wir genossen den Blick auf die Stadt mit ihren wunderschönen Brücken, Häusern und Schiffen, mit ihren Attraktionen wie dem Markusplatz.
Venedig Markusplatz Venedig
Zur Feier des Tages genossen wir einen Cocktail in der Bar des Atriums mit Ausblick auf das Meer. Nach einer kleinen Ruhepause machten wir uns auf die Suche nach dem Restaurant. Das Schiff ist groß, jedoch sehr gut ausgeschildert. In unserer Kabine fanden wir bereits die erste Ausgabe der Today, Informationsheft zu allen Veranstaltungen auf dem Schiff sowie unsere Tischzeit und –nummer vor.
Das Abendessen, serviert in einem 5-Gänge Menü, wurde für uns jeden Abend zu einem außergewöhnlichen Genuss.
Restaurant
Restaurant
Selbstbedienungsrestaurant
Am Morgen des folgenden Tages kamen wir in Bari an und freuten uns über das Angebot eines Spätaufsteherfrühstücks auf einem Außendeck. Wie wir sehen konnten, war der Hafen unweit von Bari Stadt entfernt, und wir haben uns entschlossen, an Land zu gehen. Das gesamte Angebot der geführten Landgänge ist jedoch nicht für Rollstuhlfahrer tauglich, da diese mit Reisebussen zu den Zielen gefahren werden. Bari hat mich angenehm überrascht mit seiner wunderschönen Altstadt, die einen Einblick in das typisch italienische Leben gibt. Die engen Gassen waren mit Ständen gesäumt und wurden von hupenden Rollerfahrern benutzt. Allerdings war dies kein kein Problem für uns, da die Roller eher nur in Schrittgeschwindigkeit vorankommen. Die Fußwege am Meer entlang zur Altstadt sind gut ausgebaut. Jedoch ist die Altstadt teilweise mit dem typischen Kopfsteinpflaster ausgestattet. Da in Bari nur ein Kurzaufenthalt geplant war, mussten wir unseren kleinen Ausflug schnell beenden und wieder an Bord gehen.
Bari
Bari
Bari
In der täglichen Ausgabe der „Today“ erfuhren wir, das am Abend die Tanzshow „Flash“ aufgeführt wurde, was ein Spektakel an Licht und Musik mit toller Choreographiere war. Die vielen verschiedenen Bars mit ihren Themen luden zum genießen ein. Sehr oft spielte ein Pianist im Hintergrund.
Pianobar
Es ist wirklich ein wunderschönes Erlebnis, am Morgen aufzuwachen, den Vorhang aufzuziehen und wieder in einem neuen Hafen angekommen zu sein. Auch von der Möglichkeit, ein Frühstück in der Kabine zu nehmen, haben wir ausgiebig Gebrauch gemacht.
Der Hafen von Katokolon ist sehr klein und der Ausblick aus der Kabine reicht direkt über den kleinen Fischerort mit seinen Bars und Geschäften. In dem kleinen Hafen von Katokolon ist die imposante Erscheinung der Costa Luminosa richtig zur Geltung gekommen. Der Ort ist relativ gut für Rollstuhlfahrer befahrbar und wir konnten durch die Geschäfte mit Souvenirs schlendern.
Katakolon
Katokolon
Hafen
Wieder auf dem Schiff angekommen, haben wir dieses noch ein wenig erkundet. Man hat am Anfang wirklich Angst sich zu „verlaufen“. Wie wir feststellen mussten, sind die Poolanlagen leider nicht mit einem Lift ausgestattet. In den unzähligen Selbstbedienungsrestaurants kann man allerdings den ganzen Tag über Speisen und Getränke (Wasser und Tee) kostenlos erhalten. Kaffee, Säfte und alkoholische Getränke sind kostenpflichtig. An Bord gibt es ein Animationsteam, dass sich gerne im Mini- oder Teenieclub um die Kinder kümmert.


Das Deck 11 haben wir zu unserem Lieblingsdeck erkoren, da man hier in Ruhe die Aussicht und die Sonne genießen kann. Bei über 2000 Gästen kann ein ruhiges Plätzchen sehr wertvoll sein. Wobei man natürlich sagen muss, dass sich die Menschenmenge auf dem riesigen Schiff meistens gut verteilt.
Im Theater fand heute der Kapitänsempfang statt. Hierzu wurden Sekt und kleine Häppchen gereicht. Der Kapitän betrat nach einem kleinen Rahmenprogramm die Bühne und begrüßte seine Gäste in den verschiedenen Landessprachen. Nach dem Captain's Dinner präsentierten sich die Köche, die wiedereinmal mit vorzüglichem Essen die Gäste begeistert haben.

Kapitän
Kapitainsdinner
 
Malta begrüßte uns am nächsten Morgen mit einer atemberaubenden Aussicht und stürmischem Wetter. Starke Winde sind hier leider keine Seltenheit.
Ohne Sonne erschienen die Häuser und Felsen eher bedrohlich. Wir haben uns trotzdem entschlossen, Malta zu erobern und im Hafengelände eine dreistündige Rundfahrt mit einem Doppeldeckerbus gebucht. Laut Aussage der Touristikdame, hätte ich mit dem Rollstuhl in den Bus passen müssen. Bis zur Haltestelle waren es nur ein paar Gehminuten und der Bus stand auch schon da. Nur leider war im Einstiegsbereich ein Geländer, so dass ich keine Möglichkeit hatte hineinzugelangen. Uns wurde mitgeteilt, dass der nächste Bus ohne Geländer wäre und so warteten wir die dreiviertel Stunde auf diesen. Mit Hilfe des Busfahrers wurde ich hinein transportiert und blieb mitten im Gang einfach stehen. Da sind die Südländer einfach etwas unproblematischer als in Deutschland. Ich hielt mich am Geländer fest und hatte nun die Möglichkeit die Insel Malta in drei Stunden kennen zu lernen. Unsere Mühe und Bereitschaft zum Risiko wurde mit vielen schönen Eindrücken von der Natur, den Kirchen und den schönen Badebuchten belohnt. Wieder an Bord waren wir sehr auf den bereits angepriesenen sensationellen Anblick von Malta bei der Hafenausfahrt gespannt. Da sich mittlerweile der Wind gelegt hat und die Sonne erschienen ist, konnten wir tatsächlich vom Außendeck aus wundervolle Fotos und Ansichten von der einzigartigen Insel aufnehmen.
Malta
Hafen
Malta

Wir haben uns im Laufe des Abends glücklich geschätzt, unsere Kabine in der Mitte des Schiffes gewählt zu haben, da wir bei unruhiger See beim Abendessen im Restaurant am Ende des Schiffes, den Seegang doch etwas mehr gespürt haben. Allerdings waren wir weit davon entfernt uns davon den Appetit des geschmackvollen Essens verderben zu lassen.
Morgens aufgewacht waren wir gespannt, wie Tunis wohl aussehen wird. Wir mussten feststellen, dass die Stadt Tunis eher weiter entfernt und somit nicht zu Fuß erreichbar war. Daher haben wir uns entschieden, nicht an Land zu gehen, sondern eine Tag auf dem Sonnendeck zu verbringen und die Annehmlichkeiten des Schiffes zu genießen. Es war sehr angenehm, in Ruhe durch die Ladenpassage zu schlendern, ein Eis im Restaurant zu essen und entspannt den letzten Tag an Bord verbringen zu können.
Tunis Sonnendeck Tunis
Da wir am nächsten Tag bereits am Ende unserer Kreuzfahrt waren, haben wir uns entschlossen, am Nachmittag den Vortrag über die Abwicklung des Auscheckens sowie den Transfer zur anschließende Heimreise von der deutschen Reiseleitung anzuhören. Hier stellten sich nun doch für uns viele Fragen, da uns mitgeteilt wurde, dass das Hafengelände in Civitavecchia zu groß ist, um den Ausgang mit seinen Taxiständen zu Fuß zu erreichen. Bei unseren anschließenden Fragen an unseren Reiseleiter Host Sven Ramsauer stießen wir leider nicht auf die erforderliche Hilfe zur Lösung unserer Probleme. Auf mehrmaligen Nachfragen bei der zentralen Informationsstelle an Bord brachten wir dann in Erfahrung, wie wir nicht nur von Bord, sondern auch zum Flughafen nach Rom gelangen konnten. Hier wurden wir einmal mehr mit der Realität konfrontiert, dass nicht jeder Mensch Verständnis für Rollstuhlfahrer und deren Probleme hat. Als betroffene Person überrascht ein solches Verhalten allerdings nicht, da es ja leider kein Einzelfall ist. Wir haben diese Kreuzfahrt sehr genossen und ich kann das Schiff mit seiner Besatzung und der behindertengerechten Ausstattung nur weiter empfehlen.
Das man bei einer solchen Reise immer wieder mit Kompromissen und Herausforderungen konfrontiert wird, habe ich als selbstverständlich angesehen. Da die geführten Landgänge auch von den jeweiligen Gastländern durchgeführt werden, ist natürlich verständlich, dass die Fortschritte wie auf die Anforderungen von Rollstuhlfahrern zum Beispiel in Deutschland eingegangen wird, nicht überall üblich sind.
Balkon